Veganer Sauerbraten
by Moses Pelham

Dürfte Moses Pelham seinem Ich von vor 25 Jahren nur ein Gericht kochen, dann wäre es sein, mit Liebe und Begeisterung veganisierter, Sauerbraten mit Rotkohl und Kartoffelklößen – nach dem Rezept seiner Oma.

Zubereitungszeit: 4 Stunden (+ 4 Tage für das Einlegen des Vleischs)

Zutaten

(Für 3 Personen)

Zum Einlegen des Sauerbratens

  • 750 g Juicy Marbles Whole-Cut Loin Tender Plant-Based Muscle (meiner Vorstellung nach müsste das Ganze auch mit Redefine Meat gehen, allerdings kann man das zum Zeitpunkt der Niederschrift als Endkonsument in Deutschland noch nicht kaufen)
  • 600 ml trockener Rotwein (natürlich fällt meine Wahl auf Moses Pelham Rot)
  • 1 mittelgroße rote Zwiebel
  • 2 Lorbeerblätter
  • 4 Nelken
  • 4 Pfefferkörner
  • 8 Wacholderbeeren 
  • 1 Teelöffel Meersalz
  • 4 Knoblauchzehen
  • 200 ml Rotweinessig (ich mag es sehr sauer, wer hier Bedenken hat, fängt vielleicht mal mit der Hälfte an)

Für den Rotkohl

  • ca. 500 g Rotkohl 
  • 1 mittelgroße rote Zwiebel
  • ¾ saurer Apfel
  • 400 ml starke Gemüsebrühe
  • 100 ml trockener Rotwein
  • 50 g Butteralternative
  • 4 Esslöffel Apfelessig 
  • 2 Lorbeerblätter
  • 3 Nelken
  • 2 Wacholderbeeren
  • 1 Esslöffel Rohrzucker
  • Pfeffer und Meersalz nach Geschmack

Für den Braten

  • 50 g Pflanzenfett zum Braten
  • 300 ml starke Gemüsebrühe
  • Pfeffer und Meersalz nach Geschmack
  • 3 Esslöffel Maisstärke

 

Für die Kartoffelklöße

  • 750 g veganer Kloßteig (da es den fertig im Supermarkt zu kaufen gibt, käme ich Faulpelz nie auf die Idee, ihn selbst zu machen)
  • 2 Teelöffel Meersalz für 2 ½ l Wasser

Zubereitung

 

Natürlich beginnt die Zubereitung dieses Gerichts mit dem Einlegen des Sauerbratens. Hierzu schäle ich die Zwiebel und die Knoblauchzehen und schneide die Zwiebel in 4 Teile.

Sodann gebe ich die Zwiebelviertel und die ganzen Knoblauchzehen zusammen mit dem Vleisch, dem Rotwein, den Lorbeerblättern, den Nelken, den Pfefferkörnern, den Wacholderbeeren, dem Rotweinessig und dem Meersalz in einen Gefrierbeutel, sehe zu, dass so wenig Luft wie möglich darin ist, verschließe das Ding und lege es in den Kühlschrank, wo das Ganze nun 3-4 Tage ruhen muss.

Der Rotkohl sollte am Tag vor dem Festmahl zubereitet werden, da er geschmacklich sehr davon profitiert, einen Tag durchzuziehen.

Dazu entferne ich die äußeren Blätter und den Strunk des Kohls und schneide ihn dann wie einen Laib Brot in dünne Scheiben, die ich danach nochmal im selben Abstand in die andere Richtung schneide.

Zwiebel schälen und hacken, Apfel waschen, vierteln, vom Kern befreien und dann nochmal in 2 Richtungen schneiden, sodass kleine Stücke entstehen, die nicht größer als ein Fingernagel sind.

Im großen Topf Butteralternative zergehen lassen, Zwiebel und Apfel hinzugeben und 2-3 Minuten unter Rühren braten, bis die Zwiebel glasig ist.

Schon kommen Rotkohl, die Hälfte des Apfelessigs und der Rohrzucker hinterher. Rühren, rühren, rühren. Sieht super aus, oder?

Gemüsebrühe, Lorbeerblätter, Nelken, Wacholderbeeren, etwas Pfeffer und eine gute Prise Meersalz dazugeben und wieder rühren, rühren, rühren. Hitze deutlich reduzieren und Deckel auf den Topf geben.

Das Ganze jetzt 1 Stunde unter gelegentlichem Rühren köcheln lassen.

Nach der Stunde sollte man mal prüfen, ob der Kohl durch ist und wie das Ganze überhaupt so schmeckt. Ich brauche meist mehr Salz und mehr Säure, weshalb ich jetzt mehr Salz, weitere 2 Esslöffel Apfelessig und den Rotwein hinzugebe.

Auch ist mir zu diesem Zeitpunkt der Kohl in der Regel noch immer nicht weich genug. Einfach unter gelegentlichem Rühren weiterkochen lassen, aber jetzt, wenn man beim Rühren Lorbeerblättern, Nelken oder Wacholderbeeren begegnet, selbige aus dem Kohl fischen.

Bei mir ist der Rotkohl meist nach 80–90 Minuten dort, wo ich ihn gerne haben möchte. Noch mal abschmecken und 1 Tag durchziehen lassen.

Ist endlich der Tag des Festmahls gekommen, empfiehlt es sich, 2 ½-3 Stunden bevor der Braten auf dem Tisch stehen soll, zurück ans Werk zu gehen. 

Pflanzenfett zum Braten im heißen Wok zergehen lassen und das Stück Vleisch und die Zwiebelviertel ohne die Marinade, in der sie die vergangenen Tage verbrachten, in den Wok geben und von allen Seiten scharf anbraten. Bitte nicht die Marinade wegschütten, die brauchen wir gleich wieder.

Da das Vleisch nicht ganz die Beschaffenheit des tierischen Produkts hat, zerfällt es jetzt gerne entlang der Fasern, was für mich überhaupt kein Problem ist. Beim Anbraten von allen Seiten etwas Meersalz hinzugeben.

Hat man das Vleisch von allen Seiten gut angebraten, was bei mir zwischen 10 und 15 Minuten dauert, wird es wieder mit der Marinade vereint. Auf die Marinade kommt nun noch die starke Gemüsebrühe.

Hitze reduzieren, Deckel drauf und das Ganze unter gelegentlichem Rühren 2 Stunden köcheln lassen.

Während der 2 Stunden, die der Sauerbraten köchelt, den Rotkohl in einen mittelgroßen Topf geben, in dem er zum Ende der Garzeit des Sauerbratens auf kleiner Flamme erhitzt wird.

Etwa 45 Minuten vor Ende der Garzeit des Bratens empfiehlt es sich, Wasser und Meersalz für die Klöße aufzustellen und aus dem Kloßteig 8 etwa gleich große Klöße zu formen. Kocht das Wasser, kommen die Klöße hinein. Kurz aufkochen und sodann bei reduzierter Hitze ohne Deckel 20–25 Minuten ziehen lassen.

Ist der Braten so weit, geht der gesamte Inhalt des Woks durch ein Sieb, unter dem die große Schüssel steht, sodass die Flüssigkeit in der Schüssel und Vleisch, Zwiebelviertel, Knoblauchzehen, Lorbeerblätter, Nelken, Pfefferkörner und Wacholderbeeren im Sieb landen.

Die Flüssigkeit in der Schüssel kommt nun zurück in den Wok, wo sie mit der Maisstärke unter Rühren mit dem Schneebesen gebunden wird.

In der Zeit, die das braucht, ist hoffentlich der Inhalt des Siebs etwas abgekühlt, da es nun gilt, Vleisch und Zwiebel einerseits und den Rest, also Knoblauchzehen, Lorbeerblätter, Nelken, Pfefferkörner und Wacholderbeeren anderseits, voneinander zu trennen.

Vleisch und Zwiebel kommen zurück zu der Soße in den Wok und der Rest in den Müll.

Da das Vleisch, wie bereits beschrieben, gerne entlang der Fasern zerfällt, muss man es gar nicht mehr schneiden, sondern einfach auf Teller verteilen, mit Rotkohl und Klößen anrichten, Soße drüber und losgeht endlich das Festmahl.

Natürlich trinke ich hierzu den guten Moses Pelham Rot, der bereits in der Soße und dem Rotkohl ist.

Veganer Sauerbraten Moses Pelham

„Wenn man beschließt, sich zu verändern, entscheidet man sich natürlich auch dafür, gewisse Dinge für immer hinter sich zu lassen. So ging ich, als ich 1999 Vegetarier wurde, davon aus, nie wieder den wunderbaren Sauerbraten meiner Mutter, der eigentlich der Sauerbraten meiner Oma ist, zu essen. Ein aus meiner Perspektive gutes Geschäft, wenn man vor Augen hat, was ich dafür bekam, nämlich das Gefühl, endlich das Richtige zu tun.

Allerdings gibt es neben der persönlichen Entwicklung auch eine Entwicklung der Welt um einen herum. Da auch diese Entwicklung oft genug zum Besseren ist, entdeckte ich Anfang des Jahres 2022 ein Fleischersatzprodukt namens Juicy Marbles, das so sehr an echtes Fleisch erinnerte, dass ich Hoffnung schöpfte, den traditionellen Sauerbraten meiner Familie mütterlicherseits doch wieder genießen zu können.

So fragte ich meine liebe Mutter nach dem Rezept, das ihr noch in der Handschrift meiner geliebten Großmutter vorlag, und tat, was ein Fuchs tun muss. Natürlich ist das Ganze nichts, das man mal so spontan auf den Tisch bringen kann, das Vleisch wird 4 Tage eingelegt und auch der Rotkohl ist viel schmackhafter, wenn er tags zuvor gekocht wurde, aber der Aufwand lohnt sich für dieses – aus meiner Perspektive – sensationelle Gericht und mir macht es auch Freude, auf etwas hinzuarbeiten. Ein kleines Projekt sozusagen. Dürfte ich nur ein Gericht […] meinem Ich von vor 25 Jahren kochen, wäre es Sauerbraten mit Rotkohl und Kartoffelklößen. Oder wie ich es vor Liebe und Begeisterung nenne: Sauerbraten, meine Schweinchen.“

Moses Pelham